Gertraud Obersteiner: „Mein Weihnachten? Krampus, Musik und hausgemachte Kekse!“

Unser heutiges Treffen ist mit Gertraud Obersteiner, seit 1983 Leiterin des Tourismusverbandes Niederdorf und nach wie vor eine der wertvollsten Mitarbeiterinnen bei der Organisation unseres Festes. Mit Gertraud sprechen wir über Weihnachten in Südtirol und die damit verbundenen Traditionen.
Guten Morgen Gertraud; Zunächst einmal, wie beliebt ist Weihnachten im Pustertal?
In unserer Region ist Weihnachten ein sehr herzliches Fest und wird mit viel Liebe und Respekt vor den Traditionen gefeiert, die seit Jahrhunderten von Generation zu Generation weitergegeben werden.
Können Sie uns einige Beispiele nennen?
Einer der ältesten Bräuche kommt mir in den Sinn, der Krampus: Am 5. Dezember verkleiden sich junge Leute mit einem Pelzmantel und einer Maske mit furchteinflößenden Gesichtszügen, ziehen in charakteristischen Umzügen umher und erschrecken die Zuschauer , mit improvisierten Tänzen und zerlegten und schnellen Körperbewegungen.
Apropos Traditionen, was bedeuten die mysteriösen Schriften, die in dieser Zeit mit Kreide über den Eingangstüren der Häuser gemalt wurden?
Es ist der berühmte Kreidesegen, ein uralter Brauch, der mit der Dreikönigsfeier verbunden ist. Die Inschrift besteht aus einem zentralen Teil aus drei Buchstaben „C+M+B“ (Initialen des lateinischen Ausdrucks „Christus Mansionem Benedicat“, Möge Christus dieses Haus segnen) und zwei seitlichen Zahlenpaaren, die das Jahr angeben. Ab Januar steht deshalb an unseren Türen „20 C+M+B 23“.
Was passiert in den Wochen vor Weihnachten?
Zunächst einmal werden in der Adventszeit in den Haushalten Weihnachtskekse gebacken, die – Achtung – nicht vor dem 24.12. gegessen werden dürfen! Dann werden, wie überall auf der Welt, die Krippen, der Baum und der Weihnachtsschmuck aufgestellt; Zum Schluss stellen die Kinder die Wunschliste für ihre Geschenke zusammen.
Und schließlich kommt Weihnachten: Erzählen Sie uns vom Abend des 24. Dezember.
In unseren Häusern gibt es vor allem das traditionelle „Rauchen“: Ein Gefäß mit Weihrauch und Weihwasser (den Dämpfen) wird durch die Räume getragen, um das Haus und die Menschen zu segnen die es bewohnen. Dann gehen wir weiter zum Abendessen; und nach dem Abendessen, wenn man endlich die selbstgebackenen Kekse essen kann, werden die Geschenke ausgepackt!
Gibt es außer diesen selbstgebackenen Keksen (die sehr edel erscheinen...) noch andere typische Süßigkeiten der Weihnachtszeit?
Ich nenne zwei: Allen voran die „Niggilan“, typische Tiroler Bratwürste, die traditionell das Weihnachtsessen beschließen. Und dann sicherlich das „Zelten“, das fruchtig süße Brot aus Trockenfrüchten aller Art, Rum , Honig, Zimt. Das erste ist sehr einfach, das zweite sehr aufwendig.
Musik und Weihnachten: Organisieren Sie etwas in Niederdorf?
Zu Weihnachten gehört natürlich auch Musik! Vor Mitternacht ist es hier in Niederdorf üblich, sich auf dem Platz zu versammeln, sich gegenseitig gute Wünsche zu wünschen und dem weihnachtlichen Konzert der Blechbläser unserer Blaskapelle zu lauschen.
Und zum Schluss noch eine Kuriosität: Wie sieht das Menü für Ihr Weihnachtsessen aus?
Mein Menü? Kürbiscreme, Schweinebraten mit Kartoffeln und Gemüse, Zimtmousse; alles begleitet von einem guten Rotwein, Lagrein oder Merlot. Und nach dem Abendessen natürlich … HAUSGEMACHTE PLÄTZCHEN!
Danke Gertraud und die besten Wünsche für frohe Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr!